Bericht 2023

Westwalltag 2023

Vom Wetter verwöhnt war die diesjährige Internationale Fachtagung Westwalltag 2023. Während der Wetterbericht noch etwas Regen vorhersagte konnten sich die über 70 Teilnehmer drei Tage lang von der Sonne verwöhnen lassen. Sie sahen dabei über zwei Tage interessante Bauwerke der Westbefestigungen im Bereich Zweibrücken und einen Tag die Maginot-Linie östlich Bitsch-Bitche.

Anhand der nachfolgenden Bilder kann der Betrachter diese drei Tage (noch einmal) Revue passieren lassen.

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Die Anfahrt nutzen die Teilnehmer der Fachtagung individuell für den Besuch von an der Fahrtstrecke liegenden Festungsmonumenten. Dabei darf auch das Artilleriewerk Four-à-Chaux der Maginot-Linie bei Lembach nicht fehlen (F. Wein)

Der Freitag des Westwalltag war den Bauwerken im Bereich Steitzhof gewidmet. Hier sind zwar weite Teile der Westbefestigungen durch den Bau der Autobahn A 8 und des Flugplatzes Zweibrücken sowie der Ausweisung von neuen Gewerbegebieten beseitigt worden doch dank ortskundiger Festungsforscher konnten hier aussagekräftige Anlagen der Bauzeiten 1938 und 1944 sowie Reste von Panzerhindernissen besichtigt werden.

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Warum in Zeiten, in denen zu Recht über die Eindämmung des Flächenverbrauchs gesprochen wird, immer noch Gewerbegebiete in unbebautem Gelände ausgewiesen werden, erschließt sich nicht. Wenn dann auch noch die Erschließungsarbeiten dazu genutzt werden, in Sachen Westbefestigungen Flurbereinigung zu betreiben, muss dies keiner mehr verstehen. Auch wenn die übererdeten Bauwerke dabei freigelegt und dokumentiert werden konnten, schmerzen die vor der Entsorgung bewahrten Bunkerfilet-Stücke am Steitzhof zwischen dem Outlet-Center bei Zweibrücken und Pirmasens (F. Wein).

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Von dem einst beeindruckenden Höckerhindernis Baujahr 1938 ist außer der Bewehrung und den Fundamenten nichts mehr sichtbar. Gerade die Höckerhindernisse in diesem Abschnitt wurden 1938 / 39 für Propagandazwecke und Schauübungen genutzt (F. Wein).

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Die Natur holt sich den Westwall zurück (F. Wein).

Wie am Vortag wurden die Teilnehmer in Zweibrücken-Ixheim in zwei Gruppen aufgeteilt. Vom Treffpunkt aus ging es wiederum über Steilhänge und Bäche zu Bauwerken aus den Jahren 1938 und 1939 einschließlich einem Siegfried-Unterstand, der nach dem Beginn des 2. Weltkriegs entstand. Vom Betonvolumen her die größte Anlage war ein 3-Schartenturm in Baustärke A, der mit seinem Schussfeld ein aus Richtung Süden heranführendes Tal (Feindseite) bestreichen sollte. Der Unterschied zwischen Betonvolumen und Waffenanzahl (1 Maschinengewehr) führte zu ausführlichen Diskussionen vor Ort.

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Die beeindruckende Trümmerhalde des 3-Schartenturms (F. Wein).

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Zum Abschluss konnte die gesamte Gruppe den Hohlgang am Wahlbacher Hof besichtigen. An ihn wurden einige wenige Bunker angeschlossen. Nach dem Krieg gesprengt reparierten ihn die US-Streitkräfte und nutzten ihn bis in die 90er Jahre als Lager (F. Wein).

Der dritte und letzte Tag der Fachtagung sah die Teilnehmer im Raum Bitsch am Westrand der Nordvogesen. Neben der beeindruckenden Zitadelle befinden sich in dieser Gegend Spuren der Belagerung von 1870/71, Bauwerke der Maginot-Linie sowie die Narben der schweren Dezemberkämpfe 1944 und des Unternehmens NORDWIND. Grund genug also, diesen Abschnitt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dies geschah mit Unterstützung des Espace Memoire 44 im Torhaus des Straßburger Tors / Porte de Strasbourg. Zum einen mit einer ausführlichen Besichtigung des Espace Memoire und seiner zahlreichen Überbleibsel aus der Zeit 1944/45 und zum anderen mit einem Stadtrundgang, bei dem mit Vergleichsbildern die Situation vor Ort in den 40er Jahren als auch heute aufgezeigt wurde. Merci Michel pour le soutien!

Daran anschließend ging es auf den Biesenberg knapp östlich des Truppenübungsplatzes Bitsch. Hier verläuft die Maginot-Linie als Blockhaus- und Kasematten-Linie über einen Bergrücken. Die Anlagen wurden mangels Festungsartillerie durch eine Kasematte für zwei 75-mm-Festungsgeschütze verstärkt. Der Abschnitt wurde Ende Juni kurz vor dem Waffenstillstand von hinten von deutschen Soldaten angegriffen wobei der Angriff mit Hilfe des großen Bruders, dem Artilleriewerk Grand Hohekirkel, abgewehrt werden konnte.

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Nicht nur stadtbildprägend sondern auch Ort verschiedener Festungsgenerationen – die Zitadelle in Bitsch gehört unbestritten zu den Festungsperlen (F. Wein).

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Kettenspuren im Mauerwerk des Straßburger Tors weisen auf einen deutschen Panzer hin, dem 1944/45 die Durchfahrt zu schmal war (F. Wein).

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Landschaftlich der schönste Abschnitt der Maginot-Linie stellte der Bergrücken die französischen Festungsbaumeister vor die Herausforderung, die Durchgängigkeit der infanteristischen Feuerlinie zu gewährleisten. Eine Herausforderung, die sie unter anderem mit dem Bau von enormen Flügelmauern lösten (F. Wein).

Alles hat ein Ende – leider auch der Westwalltag 2023. Denn nach der Besichtigung des Biesenbergs war das dreitägige anspruchsvolle Programm nach über zwei Jahren Vorbereitung beendet. Der Dank geht an die Forscherkollegen vor Ort, die sich der Herausforderung gestellt hatten, die über 70 Teilnehmer durch ihren Abschnitt zu führen. Eine Herausforderung, die sie mit großem Lob erfüllt haben.

Der Westwalltag 2024 findet vom 27.09.2024 bis zum 29.09.2029 in der Wetterau-Main-Tauber-Stellung zwischen Büdingen und Aschaffenburg statt.

 

 

 

 

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