Zum 25. Mal seit 1985
Der Westwalltag 2009 vom 30.10. bis 01.11.2009
Für einige Teilnehmer begann der Westwalltag bereits am Donnerstag, 29.10.2009, mit der Anreise durch das Elsaß. Hier liegen in dichter Folge die Werke der Maginotlinie hintereinander, die die Anfahrt aus Süddeutschland in das Saarland erfreulich verkürzen. Von den bei Dunkelheit angestrahlten Felsen der Zitadelle Bitsch grinste das Schattenbild eines großen Kürbis-kopfes herab.
Er war die Vorbereitung für ein Halloween-Wochenende auf der Festung, das von uns allerdings nicht besucht wurde. Trotz der mehr oder weniger langen Anfahrten reichte es am Donnerstagabend im Hotel Maldix bei Nalbach noch zu den ersten Fachgesprächen unter Festungsfreunden.
Am nächsten Morgen begann der 25. Westwalltag seit seiner Gründung durch Adam Heumüller im Jahr 1985. Traditionell ist der Freitag des Westwalltags anderen Festungen als den Westbefestigungen gewidmet, in diesem Jahr den kaiserlichen Befestigungen rund um Diedenhofen-Thionville.
Unter sachkundiger Führung konnte die Feste Obergentringen sowohl ober- als auch unterirdisch besichtigt werden. Nach dem Mittagessen folgte der Besuch von Zwischenraumbauten im Wald von Terwen-Terville aus der Zeit des I. Weltkriegs. Sie gehörten zur Moselstellung zwischen Metz und Diedenhofen-Thionville.
In der Feste Obergentringen wurde einer der Türme, denen 1944 von den US-Streitkräften die Rohre gesprengt wurden, gegen einen Turm mit einem intakten Geschütz ausgetauscht. Bild Felix Wein
Die Besonderheit dieser Bauwerke ist die reiche Ausstattung mit Ornamenten und Inschriften. Am späteren Nachmittag wurde die Feste Illingen besichtigt. Die Bauwerke dieser Feste wurden bei der Umgestaltung des Geländes zu einem Naturpark freigeholzt und sind gut sichtbar.
Die Feste Illingen war bis zur Übernahme durch die beiden Anliegergemeinden nicht öffentlich zugänglich. Inzwischen wurde die Oberfläche der Feste zu einem Naturpark umgestaltet und die einzelnen Bauwerke der Feste mit Erläuterungstafeln versehen. Bild Florian Wein
Freitagabends hatte die Arbeitsgemeinschaft Westwalltag drei Vorträge zum Themenkreis „Denkmalschutz“ vorbereitet: Denkmalschutz durch Öffentlichkeitsarbeit als Grußwort des Veranstalters (Friedrich Wein), Denkmalschutz durch Dokumentation I (Patrice Wijnands) und Denkmalschutz durch Vervollständigung (Inge und Dieter Wernet). Die Vorträge boten Gesprächsstoff für eine lange Nacht.
Der Samstag begann für die über 80 Teilnehmer mit einer Gedenkminute an Adam Heumüller, dem Begründer und langjährigen alleinigen Organisator des Westwalltags. Danach ging es im Halbkreis um den Ort Beckingen, dem nördlichen Abzweig der Hilgenbach-Stellung von der Saarstellung. In steilem Auf und Ab konnte zahlreiche Bauwerke besichtigt werden, die teilweise nicht einmal 200 m auseinander lagen.
Bei diesem Regelbau 19 Li (Artillerie-Beobachter) wurde auf die MG-Scharte des Kampfraums verzichtet. Deshalb konnte der Stand bis zu seiner Deckenoberfläche erdversenkt gebaut werde. Rechts im Bild der offene Beobachter, der nur durch eine dünne Blechhülle geschützt war. Bild Florian Wein
Nach einer Gulaschsuppe als Mittagessen, die vom Heimat- und Verkehrs-verein Beckingen ausgegeben wurde, hielt Frau Dr. Marschall vom Landes-denkmal Saarland einen Vortrag über den Denkmalschutz durch Unterschutz-stellung. Hierbei gab es viele interessante Einblicke in die rechtlichen Möglichkeiten des amtlichen Denkmalschutzes, die aber durch die jeweilige Landesgesetzgebung für jedes Bundesland etwas anders ausfallen.
Der Stand für einen Sechsschartenturm in Baustärke A (Regelbau 114a) wird zur Zeit vom Heimat- und Verkehrsverein Beckingen restauriert und soll als Museum ausgebaut werden. Bild Felix Wein
Als Krönung des Tages wurde ein Regelbau 114a (Sechsschartenturm in Baustärke A) begangen. Alleine die enorme Masse des Bauwerks war beeindruckend. Noch beeindruckender ist jedoch die Arbeit, die der Heimat- und Verkehrsverein zur Zeit in die Anlage steckt, damit sie der Nachwelt erhalten bleibt.
Die MG-Scharte der Flankierungsanlage des Regelbaus 114a führt durch die 3,50 m starke Außenwand und wird dadurch unnötig groß. Bild Florian Wein
Am Abend folgten drei weitere Vorträge zum Thema Denkmalschutz: Denkmalschutz durch Zusammenarbeit mit Behörden (Thomas Eck), Denkmalschutz durch Dokumentation II (Patrice Wijnands) sowie Denk-malschutz durch Naturschutz (Walter Stutterich). Nachdem auch das warme Büffet keine Wünsche offenließ wurde es wieder eine lange Nacht, die angefüllt war mit Gesprächen.
Am Sonntag war der Abschnitt der Hilgenbach-Stellung rund um Berschweiler das Ziel des Westwalltags. Hier wurden mehrere Bauwerke aus dem Limesbauprogramm besichtigt, deren Geschütze für den Panzerabwehr-Einsatz vorgesehen waren. Auch hier wird ein Regelbau 10 zur Zeit als Museum ausgebaut. Zwei unterschiedliche Varianten des Regelbaus 20 (Pak-Schartenstand) fanden das besondere Interesse. Bei einem der Stände wurde die Scharte nicht gebaut und das Bauwerk als Unterstellraum genutzt, das andere Bauwerk entsprach wieder dem Regelbauplan. Die letzten Teilnehmer beschlossen den Westwalltag 2009 im Bunker 20 (Sechsschartenturm in Baustärke A, Regelbau 114b) in Dillingen, der eigens vom Hauptorgansisator vor Ort der Westwalltage 2005, 2006, 2008 und 2009, Johannes Dräger, geöffnet wurde. Ihm sei an dieser Stelle besonders gedankt, denn die Vorbereitungen beinhalteten nicht nur Auswählen der Bauwerke und Ablaufen der Wegstrecke sondern auch das Auspumpen von mehereren Bauwerke, die ansonsten nicht von innen zu besichtigen gewesen wären.
Dieser Regelbau 105b stand oberhalb Beckingen an der Hangkante des Saarufers. Vom anderen Ufer war er 1944 ein leicht zu erkennendes und zu bekämpfendes Ziel wie die Beschußschäden an und neben der Schartenplatte erkennen lassen. Bild Felix Wein
Der nächste Westwalltag wird voraussichtlich am Wochenende 29. bis 31.10.2010 im Saarland stattfinden. Die ersten Vorbereitungen wurde bereits abgesprochen und sind am anlaufen. Das Programm wird zum 25jährigen Jubiläum dieser Initiative für den Erhalt und die Dokumentation der Deutschen Westbefestigungen wieder interessante Einblicke in die (Festungs-) Geschichte bieten.
Für die Arbeitsgemeinschaft Westwalltag
Friedrich Wein