Bericht 2005

20 Jahre Westwalltag

Anfang November trafen sich in Dillingen im Saarland etwa 50 Festungs-forscher, um beim alljährlichen Westwalltag die dortigen Westwallanlagen zu erkunden. Diese Veranstaltung war 1985 von Adam Heumüller zur Erfor-schung und Dokumentation des Westwalls begonnen worden. Von 1992 bis 2002 führte sie der Berichterstatter mit der Unterstützung von weiteren Festungsfreunden fort. Seit 2003 hat die Arbeitsgemeinschaft Westwalltag die Aufgabe übernommen, den Westwalltag im Sinne seines Begründers zu organisieren.

Zahlreiche erhaltene Anlagen, darunter mehrere Bauwerke mit Sechsscharten- und Beobachtungstürmen, versprachen zwei interessante Tage am Westwall. Alle Bauten, die beim Westwalltag auf dem Programm waren, wurden den Teilnehmern in einem Exkursionsführer anhand von Plänen vorgestellt. An jedem Bauwerk konnte ausführlich auf dessen Besonderheiten eingegangen werden.

Viele der Bunker, die begangen wurden, trugen Spuren der schweren Kämpfe, die Ende 1944 um den amerikanischen Brückenkopf Dillingen geführt wurden. Während dieser Kämpfe kam es zum bis dahin größten Einsatz von Nebelmunition der US-Streitkräfte. Mit dieser Vernebelung sollte die amerikanische Übersetzstelle an der Saar der deutschen Sicht entzogen werden.

PICT0046An einem Bauwerk konnte sehr gut der Ablauf des Gefechtes anhand der Beschußspuren nachvollzogen werden. Zuerst hatte der Panzer mit seiner Kanone die flankierende Anlage beschossen, dann den Eingangsbereich um schließlich soweit vorzuziehen, daß er die innen liegende Scharte beschießen konnte und seine Granaten diese Scharte durch-schlagen konnten. Einige Schartenplatten vom Typ 7P7 mit 10 cm Plattenstärke waren glatt durchschossen worden und die Granate an der dahinter liegenden Wand detoniert.

Selbst die Sechsschartentürme sahPICT006502en auf der Westseite zur Saar hin teilweise aus wie Schweizer Käse. Weitere Schäden waren in den Bunkern durch Sprengungen entstan-den, die beim Rückzug der Amerikaner Mitte Dezember 1944 durchgeführt wurden, um die Bauwerke unbrauchbar zu machen. Durch die Zusammenarbeit mit der Dillinger Geschichtswerkstatt konnte den Teil-nehmern ein guter Überblick über den Ablauf der Kämpfe gegeben werden. Die genaue Schilderung der Kampfhandlungen ging dabei nicht nur einmal unter die Haut, immerhin waren bei den Bunkergefechten auch Flammenwerfer eingesetzt worden.

Mehrere Bunker waren eigens für den Westwalltag von Wasser leer gepumpt worden. Mit Erlaubnis der städtischen und privaten Besitzer wurden Anlagen aufgesucht, die ansonsten nicht zugänglich sind. Alleine die Organisation der Schlüssel zu den einzelnen Bauwerken war vor dem Westwalltag ein Abenteuer für sich gewesen, das aber sehr gut gelöst werden konnte. Sogar die Presse widmete sich mit einem objektiven Bericht dem Westwalltag und seinen Teilnehmern.

Mit der Dichte der intakten Bauwerke, die die Gliederung des Westwalls auch heute noch deutlich macht, war Dillingen ein idealer Veranstaltungsort. Die Teilnehmer des Westwalltags 2005 freuen sich daher auf den nächsten Westwalltag, der im November 2006 im Raum Dillingen – Merzig stattfinden soll. Informationen hierzu werden sie rechtzeitig hier erhalten.

Für die Arbeitsgemeinschaft Westwalltag: Friedrich Wein

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